Sprichst du Hund?

Die Kommunikation mit unseren Hunden spielt im Zusammenleben eine sehr große Rolle, dabei ist die wichtigste Form die Körpersprache.
Wir Menschen tun uns allerdings oft etwas schwer unsere Hunde genau zu verstehen und die körpersprachlichen Signale richtig zu deuten.

 

Das 1×1 der Kommunikation

Damit ihr euren Hund in Zukunft noch besser versteht und Missverständnisse vermeiden könnt, möchte ich euch einen kleinen Einblick in das 1×1 der Kommunikation unter Hunden und auch zwischen Mensch und Hund geben. Dabei ist es wichtig auf folgende Punkte zu achten:

  • Körperhaltung/-spannung
  • Schwanz
  • Ohren
  • Augen
  • Mundpartie
  • Generell Kopf/Gesicht
  • Fell

 

Wichtig ist es immer, die genannten Signale im Zusammenhang mit der gesamten Situation zu sehen. Vor allem bei Fotos ist zu beachten, dass es sich hier um Momentaufnahmen handelt und diese uns nur einen kleinen Einblick geben können.

Trotzdem möchte ich euch anhand von Bildern die sogenannten „Beschwichtigungssignale“ unserer Hunde näher bringen. Diese „Beschwichtigungssignale“ dienen, wie der Name schon sagt, dazu den anderen zu beschwichtigen. Sie signalisieren „Tu mir nichts, ich tu dir auch nichts“ und können auch ein Ausdruck dafür sein, dass der Hund sich gerade nicht wohl fühlt.

 

Die Körpersprache in Bildern

Heute schauen wir uns ein paar von den eher subtileren Gesten an, die oft übersehen oder nicht wahrgenommen werden.

  • Sich über die Nase schlecken
    auf den beiden Fotos seht ihr sehr deutlich, wie die Hunde sich über die Nase schlecken. Diese Geste wird zur Beschwichtigung genutzt.
    Auf dem ersten Bild sieht man auch sehr deutlich, dass der Hund sich nicht so wohl fühlt – die Ohren sind zurück gelegt, der Kopf leicht abgewendet und er schleckt sich über die Nase.
    Auf dem zweiten Foto kommt der große Hund sehr nahe und der kleine schleckt sich über die Nase.

 

  • Gähnen
    auch hier ein sehr deutliches Signal dafür, dass der Hund die Situation nicht angenehm empfindet – die Augen sind zusammengekniffen und er gähnt sichtlich.

 

  • sich wegdrehen
    auch auf diesem Bild sieht man sehr schön, dass der Hund die Situation unangenehm findet – der Körper und Kopf sind weggedreht, die Ohren zurück und auch die Maulwinkel eher nach hinten gezogen.

 

Die meisten Hunde mögen es nicht, wenn man ihnen von oben auf den Kopf tätschelt – hier sieht man deutlich, dass der Hund das nicht möchte. Der ganze Körper ist geduckt, die Ohren sind nach hinten gelegt und das Gesicht sehr angespannt.

 

hier seht ihr zwei Bilder von Hundebegegnungen. Man sieht sehr deutlich, wie einer oder beide Hunde unter anderem den Kopf leicht zur Seite drehen um zu beschwichtigen.

 

Wir Menschen drücken unsere Zuneigung gerne in Umarmungen und Küssen aus. Hier werden unsere Hunde sehr oft zwangsbeglückt. Die meisten Hunde finden es gar nicht toll, wenn sie umarmt werden, da es für den Hund eine sehr bedrohliche Situation sein kann.
Besonders mit Kindern können solche Situationen sehr schnell zur Gefahr werden.

 

Auf diesen Bildern seht ihr sehr deutlich, dass dem Hund die Situation mehr als unangenehm ist. Er hat weit aufgerissene Augen, die Ohren nach hinten gelegt und die Mundwinkel sind sehr weit nach hinten gezogen. Sein ganzer Körper ist nach hinten verlagert.

 

Die 5-Sekunden Regel
Ihr streichelt den Hund kurz, nehmt dann für ca. 5 Sekunden die Hand wieder weg und wartet was der Hund tut. Bleibt er oder drückt sich sogar an euch dürft ihr weiterstreicheln. Dreht der Hund sich weg oder geht weg mag er gerade nicht gestreichelt werden.

 

  • mit dem Schwanz wedeln
    Zusätzlich möchte ich noch auf eines der größten Missverständnisse in der Körpersprache unserer Hunde eingehen – das Schwanz wedeln. Wenn der Hund mit dem Schwanz wedelt bedeutet das nicht automatisch, dass er auch freundlich ist. Es drückt lediglich aus, dass der Hund gerade aufgeregt ist, dies kann sowohl positiv als auch negativ sein. Hier ist es also wieder umso wichtiger die gesamte Situation zu betrachten.

 

Meist treten mehrere Signale gemeinsam auf und können auch sehr schnell wechseln, daher ist es umso wichtiger, seinen und auch andere Hunde gut lesen zu können. So könnt ihr draußen auch Begegnungen mit anderen besser einschätzen und entscheiden ob ihr möchtet, dass euer Hund Kontakt mit dem anderen hat bzw. auch sehen, wenn euer Hund gerade keinen Kontakt haben möchte oder ihm die Situation zu viel ist.

 

Hundebegegnungen

Vielleicht ist euch schon aufgefallen, dass Hunde sich bei Begegnungen im Optimalfall in einem kleinen Bogen annähern und nicht frontal aufeinander zugehen.
In Hundesprache ist ein frontales Aufeinanderzugehen sehr unhöflich und für Hunde, die damit nicht gut gelernt haben umzugehen oder bei Hunden mit Verhaltensproblemen, sind diese Situationen sehr schwierig und können zu unerwünschtem Verhalten führen.

 

In dieser Fotoreihe seht ihr sehr schön eine Begegnung wie sie nicht sein sollte. Schon bei der Annäherung des großen braunen Hundes zeigt der kleinere deutliche Beschwichtigungssignale, in dem er seinen Körper und Kopf leicht wegdreht. Bei Näherkommen des anderen Hundes wird das abwenden immer stärker, bis hin zum weglaufen. Mit all diesen Signalen sagt der Hund schon deutlich „bitte geh weg, ich will keinen Kontakt“. Als der große braune das weiterhin ignoriert bleibt dem kleinen irgendwann nichts anderes übrig als den großen lautstark zu vertreiben.
Der große braune mag keine bösen Absichten gehabt haben, trotzdem ist es eine unschöne Situation für beide Hunde. Der eine wird unfreundlich vertrieben, weil er offensichtlich kein angemessenes Sozialverhalten gelernt hat und der andere fühlt sich dazu genötigt heftiger zu reagieren als in dieser Situation eigentlich notwendig gewesen wäre.

Solche Situationen dauern in der Realität oft nur wenige Sekunden, daher ist es umso wichtiger, dass ihr die Körpersprache von euren und anderen Hunden gut lesen könnt, um angemessen reagieren zu können.

 

Die Eskalationsleiter

Ein schönes Beispiel ist auch die Eskalationsleiter. Hier sieht man sehr deutlich, wie viel Verhalten ein Hund eigentlich zeigt, bevor er aggressives Verhalten zeigt.

Generell, aber speziell bei Verhaltensproblemen, ist es sehr wichtig, dass man diese Signale ernst nimmt und einen Hund, zB. für Knurren, nicht bestraft. Sonst kann es sehr schnell passieren, dass der Hund ein paar Stufen überspringt und es so zu Situationen kommt, wo der Hund „aus dem Nichts“ zubeißt.

 

Achtet doch mal bei der Interaktion mit eurem Hund ganz bewusst auf seine Körpersprache oder filmt euch dabei und seht euch das Video in Slow-Motion an.
Ihr werdet erstaunt sein, welche Signale ihr entdeckt.

 

Es gibt noch viele weitere Beschwichtigungssignale unserer Hunde. Wenn ihr zu dem Thema noch mehr wissen wollt kann ich euch das Buch „Calming Signals“ von Turid Rugaas ans Herz legen.

 

Gerne bespreche ich das Thema auch bei einem gemeinsamen Training. Ich freue mich von euch zu hören.

 

 

Fotocredit: pixabay.com, clever&smart Hundetraining München, anima canis Hundetraining Bruck/Leitha, Red bone Hundeschule Neustadt

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